Donnerstag, 14. Mai 2009

9. Kapitel: Das Dienstmädchen

In London muss sie nun 4 Jahre lang, täglich, ohne je einmal Pause zu haben, arbeiten. Es ist härter als je zuvor. Zu den ganzen neuen Gewohnheiten, gehört auch das Sich-Richten nach der Uhrzeit. In Somalia hatten sie nie eine Uhr. Hier muss nun alles pünktlich nach Plan erledigt sein. Zu ihren Arbeiten gehören das Putzen, Kinder hüten und neuerdings auch Kochen, was sie noch lernen muss. Sie lernt eine völlig neue Gesellschaft, Welt kennen.

Der Onkel und die Tante lassen ihr überhaupt keine Freiheiten. Sie darf nichts für sich tun. Irgendwann wird es ihr zu bunt und sie geht in einen Englischkurs. Nach einer Weile allerdings findet es der Onkel heraus und von nun an muss sie sich selbst, mit Hilfe von Büchern, die Sprache beibringen. Sie ist sehr motiviert und die Tochter des Botschafters hilft ihr. Doch trotzdem ist es sehr schwierig und ihre Englischkenntnisse verbessern sich nur sehr langsam.

In der Zwischenzeit erfährt sie, dass ihre älteste Schwester, Aman, und ihr Bruder (der Kranke) starben. Sie kann diesen Schicksalsschlag kaum verdauen. Sie braucht sehr lange. Sie hat niemanden mit dem sie darüber reden kann und fühlt sich deshalb oft sehr einsam. Diese Gefühl von Einsamkeit wird einmal so stark, dass sie mit dem Gedanken spielt, sich umzubringen. Sie hat bereits das Messer aus der Küche geholt und sitzt in ihrem Zimmer, als sie sich doch umentscheidet. Wie sie sagt der Mutter zuliebe.

Ein paar Wochen später erhält sie einen Anruf ihrer Mutter. Waris ist auf der einen Seite überglücklich, ihre Mutter zu hören, auf der anderen Seite fühlt sie sich wieder schuldig (dies erwähnt sie immer wieder; nervt schon fast ein Bisschen).

Die eine Tochter des Botschafters ist wunderschön (Waris beschreibt alle Frauen als wunderschön; kann sich schlecht ein Bild der Frauen machen, weil alle immer so schön sein sollen; z.T. etwas unglaubwürdig; Schönheit ist aber halt immer verschieden definiert). Auf jeden Fall hat diese Tochter einen Modelauftritt und Waris begleitet sie, um zu assistieren - hat bisher noch nie von modeln gehört. Sie bekommt daraufhin Kleider wahnsinnig gerne und verkleidet sich dann heimlich zu Hause mit den Kleidern des Onkels - natürlich ohne Erlaubnis. Wenn sie sich dann aber präsentiert, müssen doch alle lachen und finden es toll. Die Tante erzählt dies ihren Freundinnen, welche ihr dann raten, eine Modelagentur aufzusuchen. Waris ist ebenfalls seit ihrem Assistieren völlig begeistert vom Modeln, so dass sie es unbedingt auch machen will.

Doch weil die Tante dies nicht will, muss sie weiter den Haushalt führen. Eine neue Aufgabe kam mittlerweile hinzu. Jeden Tag muss sie die Cousine, deren Vater starb, zur Schule bringen. Eines Tages spricht sie ein Mann an, wie sich später herausstellt der Vater einer Schulkollegin der Cousine, und bietet ihr Modephotos an. Dies geschieht im Jahre 1983. Doch weil Waris kein Englisch versteht und immernoch ein Trauma von fremden Männern hat, weist sie ihn immer ab. Trotzdem hinterlässt er ihr eine Visitenkarte und steht sogar mehrmals vor der Tür des Botschafters. Doch Waris hat Angst vor ihm.

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