Donnerstag, 14. Mai 2009

7. Kapitel: Mogadischu

Da sie nun von ihrer Schwester davongelaufen war, muss sie sich natürlich eine neue Unterkunft suchen. Während der Zeit bei ihrer Schwester hatte sie einige Verwandte (v.a. von Mutter Seite) und die Grossmutter (70. jährig) kennengelernt.

Als erstes will sie ihr Glück bei ihrer Tante versuchen. Um zum Marktplatz zu gelangen will sie den Bus nehmen; wird schon fauler.
Bei der Tante hat sie Glück. Sie wird aufgenommen. Im Gegenzug dazu muss sie allerdings den Haushalt führen und auf die 3 Kinder acht geben. Waris lernt in dieser Zeit in geschlossenen Räumen zu leben. Bis anhin lebte sie stets kleinen Hütten, die kaum richtige Wände hatten.
Die Kinder werden oft sehr frech. Als sie dann einmal den ältesten Sohn erwischt, während er mit einem Mädchen in einer Kanalröhre sich auszieht, rastet sie aus. Sie kann dieses Verhalten überhaupt nicht verstehen und schlägt den Knaben. Sie macht die selben Fehler, die auch ihr Vater macht - obwohl doch eigentlich die Mutter ihr Vorbild ist. Man sieht, dass Waris mit ihren 14 Jahren schon an die Grenzen gelangt, wenn sie so viel Verantwortung übernehmen muss - bei uns ist dies unvorstellbar. Als die Tante von den Schlägen hört, gibt es Streit und Waris muss die Familie verlassen.

Sie versucht ihr Glück bei der nächsten Tante. Es leben so viele Schwestern der Mutter in Mogadischu, weil die Mutter eigentlich aus einer reichen afrikanischen Familie abstammt und nicht als Nomadin aufwuchs. Die Familie ist sehr freundlich. Doch auch hier muss sie im Haushalt helfen, jedoch zusammen mit der ältesten Tochter, Fatima. Der Haushalt muss peinlich genau erledigt sein. Waris ist für das Putzen zuständig - jeden Tag.

Waris macht sich immer häufiger Sorgen um die Mutter. Ich verstehe hier nicht genau weshalb. Denn wenn Waris den alten Mann geheiratet hätte, dann wäre sie auch nicht mehr bei ihrer Mutter...
Um ihr Gewissen zu beruhigen sucht Waris Arbeit, um Geld an ihre Familie senden zu können. Während sie auf der Strasse geht, kommt sie an einer Baustelle vorbei. Sie fragt, ob sie auch mitarbeiten könne. Nach längerem Gelächter der Männer und als sie sehen, dass sie es ernst meint, darf sie. Nach einem Monat hat sie 60 Dollar verdient. Sie kann nicht mehr weiterarbeiten, da es zu hart für sie wurde. Schon nach einem Tag hatte sie offene Hände, biss aber auf die Zähne bis Ende Monat. Nun hört sie aber schon wieder auf.

Eines Tages kommen Männer bei der Tante zu Besuch, die gerade aus der Wüste kamen. Sie seien ehrliche Männer versicherte die Tante. Als Waris hörte, dass sie wieder zurück in die Wüste gehen und ihre Mutter besuchen wollen, bittet sie die Männer das Geld der Familie zu übergeben - leider kam es nie an (wieder einmal zeigt es, wie man in Afrika niemandem vertrauen sollte - da alle so arm sind, schaut jeder nur für sich).

Ein paar Wochen später kommt der Bruder der Tante zu Besuch und erzählt ihr, dass er ein Dienstmädchen in London brauche. Der Bruder ist Somalias Botschafter in London zu dieser Zeit. Waris belauscht das Gespräch und bittet die Tante, dem Bruder sie vorzuschlagen. Nach langem zögern und etlichem Widersprechen willigt sie trotzdem ein und hat Erfolg. Der Bruder nimmt Waris mit nach London.
--> man muss Glück haben und zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, damit man es weit nach oben schafft. Dies hat man in diesem Beispiel ein weiteres Mal in dieser Geschichte gesehen.
Mogadischu:

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/3/39/Aerial_view_of_a_US_helicopter_as_it_flies_over_a_Mogadishu_residential_area.JPEG/800px-Aerial_view_of_a_US_helicopter_as_it_flies_over_a_Mogadishu_residential_area.JPEG

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